Das Bildungssymposiums vom letzten Wochenende in Biel verband rund 200 Lehrpersonen aus Christlichen Privatschulen und aus der Volksschule. Der Anlass wurde zweisprachig durchgeführt und brachte somit auch Pädagogen beidseits der Sarine zusammen.
Der Start ins Symposium fühlte sich an wie ein grosser Tisch, an dem die Familie nach langer Zeit wieder zusammenfindet und alle berichten, wie es ihnen in der letzten Zeit ergangen ist. Die Schulleitenden der rund 20 Schulen der Initiative für Christliche Bildung (ICB) und von instruire.ch berichteten, worüber sie dankbar sind, wie sich ihre Schulen seit dem letzten Treffen weiterentwickelt haben und vor welchen Herausforderungen sie stehen. Unter dem Strich dürfen wir uns über eine wachsende und stärker werdende Bewegung von christlichen Schulen in der Schweiz freuen.
Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, zweimal aus 12 Workshops auszuwählen und sich über Projekte anderer Schulen zu informieren oder sich mit Kolleginnen und Kollegen über spannende Fragen auszutauschen. Dazwischen bestand viel Zeit, bestehende Beziehungen zu vertiefen und neue Leute kennen zu lernen.
Am Freitagabend stand mit dem öffentlichen Vortrag von Professor Manfred Spitzer schon der Höhepunkt des Anlasses auf dem Programm. Der Saal der Christuskirche in Biel war bis auf den letzten Platz besetzt. Wer nicht dabei sein konnte oder sich den Vortrag nochmals anschauen möchte, finden nebenstehend den Link zu unserem Youtube-Kanal.
Professor Spitzer ist Psychiater und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Ulm. In einem ersten Teil erläuterte Prof. Spitzer die Funktionsweise unseres Gehirns. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass im Gegensatz zum Speicher eines Computers unser Gehirn nie voll sein kann. Ganz im Gegenteil: je mehr wir unser Gehirn brauchen, desto schneller kann es neue Informationen aufnehmen und verarbeiten. Diese Erkenntnis ist gerade mit Blick auf kleine Kinder entscheidend. Je jünger ein Kind ist und je mehr es Bildschirmmedien konsumiert, desto grösser der Schaden auf dessen Entwicklung und Gesundheit. Zuviel Handykonsum führt unter anderem nachweislich zu Haltungsschäden, Schlaf- und Aufmerksamkeitsstörungen, Ängste, Depression und schlechteren Schulleistungen. Es beeinträchtigt weiter die Kreativität sowie die eigenständige Willensbildung und vermindert die Empathiefähigkeit (das Mitgefühl) gegenüber Eltern und Freunden. «Junge Menschen nicht davor zu schützen wäre verantwortungslos,» folgerte der Referent und setzte damit ein Doppelpunkt für die am Samstag folgenden Vorträge.
Paula Bleckmann, Professorin für Medienpädagogik an der Alanus Hochschule Bonn, hinterfragte in ihrem Vortrag den im Lehrplan 21 verankerten Begriff der Medienkompetenz, der aus ihrer Sicht sehr unterschiedlich verstanden und gefüllt wird. Sie kritisiert die oft gesehene Vermenschlichung von Computern bzw. digitaler Medien in Lehrmitteln, zum Beispiel wenn ein Computer mit dem menschlichen Gehirn verglichen wird oder Alexa zur besten Freundin wird. Nach Paula Bleckmann muss es daher darum gehen, die Kinder und Jugendlichen zur Medienmündigkeit zu führen: «Sie sollen begreifen, dass Computer nicht denken, sondern nur rechnen können“. Um ganz praktisch zu erfahren, wie informatische Bildung gestaltet werden kann, liess die Referentin die Teilnehmenden geheime Botschaften entschlüsseln und Geheimsprachen erfinden.
Ebenso praktisch ging es weiter mit einer reichhaltigen Ausstellung von analogen Lehrmitteln und Spielen. Verantwortlich dafür war Brigitte Pemberger, Lehrerin, Forscherin und Autorin des Buchs «Analog vor Digital», welches im Dezember erscheinen wird. Sie setzt sich für eine sogenannte Analog-Digidaktik für eine fortschrittliche und nachhaltige Medienbildung ein. An verschiedenen Posten konnten die Teilnehmenden des Symposiums Mittel und Wege kennenlernen, die sich ganz praktisch im Unterricht umsetzen lassen und klarmachen, dass es bessere Alternativen zu Tablets im Kindergarten gibt.
Die Grundlage für diese menschengerechte Medienbildung lieferte Nicolas Matter in seinem Vortrag über das Wesen des Menschen aus theologischer und anthropologischer Sicht. Er zeigte auf, dass der Mensch mit einem freien Willen ausgestattet ist und damit die Möglichkeit und den Auftrag hat, mit der Welt um ihn herum und mit anderen Menschen in Beziehung zu treten. Dies hebt ihn vom Computer ab, der nur die Wahl zwischen 1 und 0 hat. Dieser freie Wille ist sowohl eine Gabe, als auch eine Aufgabe. Und um diese Aufgabe gut erfüllen zu können, muss sich der Mensch bilden. Als Ziel dient uns Jesus Christus, wie er mit Hingabe und Liebe die Beziehungen zu seinen Nächsten und zur Welt gelebt hat. Smartphones prägen uns demgegenüber in eine völlig andere Richtung: Selbstdarstellung führt zu Selbstbezogenheit, Beziehungen werden digitalisiert, die Welt ist stets verfügbar und alles lässt sich mit ein paar Klicks kaufen, sogar Attraktivität, Freundschaft und Bewunderung. «Wir müssen uns bewusst sein, dass die Anwendung von Technik uns selbst, unser Verhältnis zu anderen und zur Welt verändert», gibt Nicolas Matter den anwesenden Lehrpersonen mit auf den Weg.
Das Bildungssymposium wurde von der Initiative für Christliche Bildung (ICB), den Vereinigten Bibelgruppe (VBG) und Instruire organisiert. Gastgeber waren die Schulkooperative und die landeskirchliche Gemeinschaft Jahu Biel.